The Right to Rest

Rules are not a substitute for morality. Not all laws and regulations that we humans create for ourselves are sensible or proportionate. One such regulation that has affected me personally for a while now is how we deal with the issue of wild camping in large parts of Europe.

The Right to Rest

Hier geht es zur deutschen Version

While I'm driving around and my head is breaking out of the old thought patterns bit by bit, other thoughts are slowly coming up. Thoughts about fundamental things. I spend a lot of time in mental idleness, and as is the case with other meditative activities or inactivities, these put the brain into a different mode.

One of these thoughts, which certainly also has to do with my current circumstances, is the question of why we humans have to pay for absolutely basic things. I'm not talking about a utopia here, and I'm not asking for a land of milk and honey. What I'm talking about is the most basic things, like a place to sleep. I have to commit regular offenses - at least in principle - if I decide to spend the night in the open countryside. In most of the European countries I've traveled in, wild camping is basically forbidden. Almost always this is justified against the background of nature conservation. People don’t handle the issue responsibly enough, leaving their trash lying around everywhere and starting forest fires. I understand that. However, I wonder to what extent a prohibition is a solution to these problems. After all, I doubt that we can teach people to interact responsibly with nature if we don't allow them to build an intimate connection with it.

This is also supported by the way it is dealt with in countries such as Sweden or Norway, where wild camping is permitted under certain conditions. If we want to teach our children a responsible approach to the environment from an early age, we should take our cue from countries where a close connection with nature is cultivated from an early age. Personally, nothing has made me more aware of dealing responsibly with nature than living (and sleeping) in the great outdoors. However, what I experience in most countries is a culture of prohibition. Here in Spain, I have seen more no-camping-signs in certain regions than regular traffic signs. Funnily enough, it was exactly these regions where the most garbage was lying around in the landscape. I also highlight this topic in my current video.

Between Trash and Tranquility – Martin Reiche © 2023

And of course there are limitations. There is a reason why there are protected areas. I realize that for conservation reasons, wild camping is a problem in some areas. But that's not what I'm talking about. The way I perceive it here in the last weeks, it is less about nature and species protection than about economic interests. I guess a lot of the bans have their origin in the financial interests of the tourism industry. As if people would make less use of hotels and campgrounds if wild camping was allowed.

But is that really the case? Most people don't want to spend the night in the wilderness without the protection of the four walls. Most people feel unsafe or they lack comfort. And paying for supposed protection from natural enemies or for comfort makes sense to me, too. But to deny it to those who voluntarily or by necessity prefer to sleep in the wild and are responsible about it seems absurd to me. The next logical step would be to pay for the air you breathe as well.

We human beings are born into this world without choosing it. Neither when nor where, nor with what privileges we are endowed, can we choose. For that matter, I am fully aware that I am one of the lucky winners in the sperm lottery. I know that, and I'm damn grateful for it. I am aware that I am one of those people who can definitely afford to pay for a place to sleep. And some might even say that it's my damn duty to pay for it. After all, the economy has to be kept going! However, I think certain things have a much higher priority than economic interests. In addition to the right to life and the inviolability of human dignity, for me this also includes the right to settle down and close one's eyes for a few hours under certain reasonable conditions without having to use a service for it.


This site can exist because great people support me in my project. You too can become a supporter! Then you will get access to my videos before they are officially published, as well as regular behind-the-scenes insights. You can find out how to support me by clicking on the link below. Thanks a lot!

Das Recht auf Ruhe

Regeln sind kein Ersatz für Moral. Nicht alle Gesetze und Regelungen, die wir Menschen uns schaffen, sind sinnvoll oder verhältnismäßig. Eine dieser Regelungen, die mich seit einer Weile ganz persönlich betrifft, ist, wie wir in großen Teilen Europas mit dem Thema Wildcampen umgehen.

Während ich so durch die Gegend fahre und mein Kopf Stück für Stück immer mehr aus den alten Denkmustern ausbricht, kommen langsam andere Gedanken auf. Gedanken über grundlegende Dinge. Ich verbringe viel Zeit im geistigen Leerlauf, und wie es auch bei anderen meditativen Tätigkeiten beziehungsweise Untätigkeiten der Fall ist, versetzen diese das Gehirn in einen anderen Modus.

Einer dieser Gedanken, der sicherlich auch mit meinen aktuellen Lebensumständen zu tun hat, ist die Frage, warum wir Menschen für absolut grundlegende Dinge Geld bezahlen müssen. Mir geht es hier nicht um eine Utopie und ich verlange nicht nach einem Land, in dem Milch und Honig fließen. Was ich meine, sind die grundlegendsten Dinge, wie ein Platz zum Schlafen. Ich muss mich – zumindest im Prinzip – regelmäßig strafbar machen, wenn ich mich dazu entscheide, in der freien Natur zu übernachten. In den meisten europäischen Ländern, in denen ich bisher unterwegs war, ist das Wildcampen grundsätzlich verboten. Fast immer wird das vor dem Hintergrund des Naturschutzes gerechtfertigt. Die Menschen gingen nicht verantwortungsbewusst genug mit dem Thema um, ließen ihren Müll überall herumliegen und würden Waldbrände auslösen. Das verstehe ich. Jedoch frage ich mich, inwiefern eine Verbotsmentalität, eine Lösung für diese Probleme darstellt. Ich bezweifle nämlich, dass wir den Menschen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur beibringen können, wenn wir ihnen nicht erlauben, eine innige Verbindung mit dieser Natur aufzubauen.

Dafür spricht auch, wie in Ländern wie Schweden oder Norwegen damit umgegangen wird, wo das Wildcampen unter gewissen Auflagen erlaubt ist. Wenn wir unseren Kindern von klein auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt beibringen wollen, sollten wir uns an solchen Ländern orientieren, in denen von Kindesbeinen an eine enge Verbindung mit der Natur kultiviert wird. Mich persönlich hat nichts mehr sensibilisiert, verantwortungsbewusst mit der Natur umzugehen, als das Leben (und Schlafen) in der freien Natur. Was ich jedoch in den meisten Ländern erlebe, ist eine Verbotskultur. Hier in Spanien habe ich in gewissen Regionen mehr Camping-Verbotsschilder gesehen als reguläre Verkehrsschilder. Komischerweise, waren es genau diese Regionen, in denen am meisten Müll in der Landschaft herumlag. Dieses Thema beleuchte ich auch in meinem aktuellen Video.

Between Trash and Tranquility – Martin Reiche © 2023

Und natürlich gibt es Einschränkungen. Nicht ohne Grund gibt es Naturschutzgebiete. Ich sehe ein, dass aus Gründen des Artenschutzes in einigen Gebieten das Wildcampen ein Problem darstellt. Aber das meine ich nicht. So wie ich das hier in den letzten Wochen wahrnehme, geht es weniger um Natur- und Artenschutz als um wirtschaftliche Interessen. Ich schätze, dass ein Großteil der Verbote ihren Ursprung in den finanziellen Interessen der Tourismusbranche haben. Als würden Menschen weniger von Hotels und Campingplätzen Gebrauch machen, wenn das Wildcampen erlaubt wäre.

Aber ist das wirklich so? Die meisten Menschen wollen doch gar nicht ohne den Schutz von vier Wänden irgendwo in der Wildnis übernachten. Die meisten Menschen fühlen sich unsicher oder es fehlt ihnen an Komfort. Und für den vermeintlichen Schutz vor natürlichen Feinden oder für Komfort zu bezahlen, leuchtet mir auch ein. Aber es denjenigen zu verwehren, die freiwillig oder notgedrungen einen Schlafplatz in der freien Natur vorziehen und dabei verantwortungsbewusst sind, erscheint mir absurd. Der nächste logische Schritt wäre, auch für die Luft, die man atmet, zu bezahlen.

Wir Menschen werden in diese Welt hineingeboren, ohne es uns auszusuchen. Weder wann noch wo, noch mit welchen Privilegien wir ausgestattet werden, können wir uns aussuchen. Was das betrifft, ist mir völlig klar, dass ich einer der glücklichen Gewinner in der Spermienlotterie bin. Das weiß ich und ich bin verdammt dankbar dafür. Ich bin mir darüber bewusst, dass ich zu den Menschen gehöre, die es sich auf jeden Fall leisten können, für einen Schlafplatz zu bezahlen. Und manche würden vielleicht sogar sagen, dass es meine verdammte Pflicht ist, dafür zu zahlen. Schließlich muss ja die Wirtschaft am Laufen gehalten werden! Ich denke jedoch, dass gewisse Dinge eine weitaus höhere Priorität haben als wirtschaftliche Interessen. Neben dem Recht auf Leben und der Unantastbarkeit der Menschenwürde zählt für mich hierzu auch das Recht, sich unter gewissen sinnvollen Auflagen für ein paar wenige Stunden niederzulassen und die Augen zu schließen, ohne dafür eine Dienstleistung in Anspruch nehmen zu müssen.


Diese Seite kann existieren weil großartige Menschen mich bei meinem Projekt unterstützen. Werde auch du Unterstüzer:In! Dann erhälst du neben regelmäßigen Einblicken hinter die Kulissen auch Zugang zu meinen Videos bevor diese offiziell Veröffentlicht werden. Wie du mich untertsützen kannst, erfährst du, wenn du auf den Link unten klickst. Vielen Dank!