I stare a hole in the stale air, my thoughts spin in circles and my stomach clenches into a fist as I realize once again that it would actually be time to act. How often have I felt this urge, perceived the potential of my ability to act, only to be smothered in self-doubt and let the moment pass. I can't do anything after all.
We humans tend to believe that we are on the right side and that we are among the »good« guys. For a long time, I too believed that I was behaving responsibly. As a young student, what have I contributed to the climate catastrophe? But I have to realize that I have not been a young student for a long time. I must conclude that I was subject to a fatal distortion of perception: while my mind still falsely identified with the innocence of youth, my body has aged and my actions and the choices I made in life piled up into a great heap of responsibility before which I now stand blank-faced and paralyzed. What remains is my inaction.
I always become aware of this when I witness the courage and risk-taking of some of my fellow human beings. As I write this text, hundreds of activists are peacefully protesting the eviction of the village of Lützerath in North Rhine-Westphalia, which is located right on the edge of the Garzweiler II open pit mine, one of the largest sources of CO2 in Europe. Absurdly, according to a study from last year, the removal of the village and the extraction of the underlying lignite is not even necessary to cover the demand of the connected power plants until the agreed coal phase-out in 2030 [1]. Moreover, it has already been known since 2021 that the removal and burning of the lignite deposits under Lützerath is not compatible with the 1.5° target of the Paris Climate Agreement [2]. It can therefore be rightly said that the 1.5° limit runs in front of Lützerath.
The eviction of the village along with all the peacefully protesting local people could begin as early as this week to allow the removal of the underlying lignite by energy giant RWE. Already today, access to the vigil in Lützerath by legal means is no longer possible. While many of us, myself included, go about our daily business, people are fighting to meet climate targets and thus ensure that future generations will also find a habitable earth. But it is not only the quality of life of our children and grandchildren that is affected by the decisions we make every day. The effects of the climate catastrophe are already evident in regions of the world where extreme weather events, water shortages, famine, and air pollution are costing countless lives and causing mass extinctions in animal and plant life.
Our perception is clouded. The problem is too complex and too big to grasp with our usual cognitive tools. At least when we do not specifically decide to deal with the topic. And even then, the topic is often so stifling, the knowledge so overwhelming, that we are paralyzed by powerlessness and fall into a state of shock. This makes it all the easier for patterns of thinking, so-called cognitive dissonance reduction, to emerge: when we know that our actions have a negative impact on us, but it is easier to repress the problem than to adapt our behavior.
I have never considered myself a particularly politically active person. I'm a contact-shy loner. I don't know what went wrong with me. That's why I hide behind my screen and delude myself into thinking I'm contributing something by writing this text. And even if I don't have the guts to support you on the ground, I would like to express at least in this way my solidarity with every person who has the courage to fight for a habitable earth and for climate justice. You have all my respect! You encourage me in my process to finally become active, you restore my faith in humanity and you show us all that we can change - that we can rethink.
Take action
- Your signature on x-thousand for Lützerath and your participation on the protest on 14.01.2023 in Lützerath
- Take part in spontaneous actions all over Germany: Soli-Aktionen - Lützerath Lebt
- Support one of the many associations through active participation or a donation, such as:
Further Reading
For those who still believe that the countless scientists, associations, journalists or activists are just panicking or for those who want to seriously deal with the all-encompassing problem of the climate catastrophe, I highly recommend the book Das Ende des Kapitalismus (German) by Ulrike Hermanns. The Physics of Climate Change by Lawrence M. Krauss provides a good summary of the current state of knowledge in climate research and a good basis to better understand the physics behind the climate crisis. For people with strong nerves who want a taste of a world in which we will have missed climate targets, I recommend The Uninhabitable Earth by David Wallace-Wells.
Lützi bleibt!
Ich starre ein Loch in die abgestandene Luft, meine Gedanken drehen sich im Kreis und mein Magen ballt sich zur Faust, während ich wieder einmal realisieren muss, dass es eigentlich Zeit wäre, zu handeln. Wie oft habe ich diesen Drang bereits verspürt, das Potential meiner Handlungsfähigkeit wahrgenommen, nur um dann doch im Selbstzweifel zu ersticken und den Moment vorüberziehen zu lassen. Ich kann ja doch nichts ausrichten.
Wir Menschen tendieren dazu, uns auf der richtigen Seite zu wähnen und uns zu den »Guten« zu zählen. Lange glaubte auch ich, dass ich mich verantwortungsbewusst verhalte. Was habe ich als junger Student schon zur Klimakatastrophe beigetragen? Doch ich muss feststellen, dass ich schon lange kein junger Student mehr bin. Ich muss feststellen, dass ich einer fatalen Wahrnehmungsverzerrung unterlegen war: während mein Geist sich immer noch fälschlicherweise mit der Unschuld der Jugend identifizierte, ist mein Körper gealtert und meine Handlungen und die Entscheidungen, die ich im Leben getroffen habe, türmten sich zu einem großen Haufen Verantwortlichkeit, vor dem ich jetzt mit leerem Blick stehe und gelähmt bin. Was bleibt, ist meine Untätigkeit.
So richtig bewusst wird mir das immer dann, wenn ich Zeuge des Mutes und der Risikobereitschaft einiger meiner Mitmenschen werde. Während ich diesen Text schreibe, protestieren hunderte von Aktivisten friedlich gegen die Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen, das direkt an der Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler II, einem der größten CO2-Quellen Europas, gelegen ist. Absurderweise ist die Abtragung des Dorfes und die Förderung der darunter liegenden Braunkohle laut einer Untersuchung aus dem letzten Jahr gar nicht nötig, um den Bedarf an Braunkohle der angebunden Kraftwerke bis zum vereinbarten Kohleausstieg 2030 zu decken [1]. Darüber hinaus, ist bereits seit 2021 bekannt, dass die Abtragung und Verbrennung der Braunkohlevorkommen unter Lützerath mit dem 1.5°-Ziel des Pariser Klimaabkommens nicht vereinbar ist [2]. Zurecht lässt sich also sagen, dass die 1.5°-Grenze vor Lützerath verläuft.
Die Räumung des Dorfes mitsamt aller friedlich protestierenden Menschen vor Ort könnte bereits in dieser Woche beginnen, um die Abtragung der darunter liegenden Braunkohle durch den Energieriesen RWE zu ermöglichen. Schon seit heute ist der Zugang zur Mahnwache in Lützerath auf legalem Wege nicht mehr möglich. Während viele von uns, mich eingeschlossen, ihrem Alltagsgeschäft nachgehen, kämpfen die Menschen vor Ort für die Einhaltung der Klimaziele und damit für die Gewährleistung, dass auch künftige Generationen eine bewohnbare Erde vorfinden werden. Doch nicht nur die Lebensqualität unserer Kinder und Kindeskinder wird durch die Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen, beeinflusst. Die Auswirkungen der Klimakatastrophe zeigen sich bereits heute in Regionen der Welt, in denen Extremwetterereignisse, Wassermangel, Hungersnöte und Luftverschmutzung unzählige Menschenleben kostet und zu einem Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt führt.
Unsere Wahrnehmung ist getrübt. Das Problem ist zu komplex und zu groß, um es mit unseren gewohnten kognitiven Werkzeugen zu erfassen. Zumindest dann, wenn wir uns nicht gezielt dazu entscheiden, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und selbst dann ist die Thematik oft so erschlagend, die Erkenntnislage so erdrückend, dass die Ohnmacht uns überwältigt und wir in Schockstarre verfallen. Umso leichter entstehen Denkmuster, sogenannter kognitiver Dissonanzreduktion: wenn wir wissen, dass unsere Handlungen negative Auswirkungen auf uns haben, aber die Verdrängung des Problems leichter fällt, als sein Verhalten anzupassen.
Ich habe mich nie für einen sonderlich politisch aktiven Menschen gehalten. Ich bin ein kontaktscheuer Einzelgänger. Keine Ahnung was mit mir falsch gelaufen ist. Deshalb verstecke ich mich hinter meinem Bildschirm und wähne mich in der Illusion etwas beizutragen, indem ich diesen Text schreibe. Und wenn ich schon nicht den Arsch in der Hose habe, euch vor Ort zu Unterstützen, so möchte ich doch wenigstens auf diesem Wege meine Solidarität mit jeder Person zum Ausdruck bringen, die den Mut aufbringt für eine bewohnbare Erde und für Klimagerechtigkeit zu kämpfen. Ihr habt all meinen Respekt! Ihr bestärkt mich in meinem Prozess, endlich aktiv zu werden, stellt meinen Glauben in die Menschheit wieder her und zeigt uns allen, dass wir uns verändern können – dass wir umdenken können.
Aktiv werden
- Deine Unterschrift auf auf x-tausend für Lützerath und Deine Beteiligung auf der Demo am 14.01.2023 in Lützerath
- Beteiligt euch an Spontanaktionen in ganz Deutschland: Soli-Aktionen – Lützerath Lebt
- Unterstützt einen der vielen Vereine durch aktive Mitwirkung oder eine Spende, wie z.B:
Lesen Hilft
Wer noch immer glaubt, dass die unzähligen Wissenschaftler, Vereine, Journalisten oder Aktivisten nur Panik machen oder wer sich ernsthaft mit dem allumfassenden Problem der Klimakatastrophe auseinandersetzen möchte, empfehle ich wärmstens das Buch Das Ende des Kapitalismus von Ulrike Hermanns. The Physics of Climate Change (Englisch) von Lawrence M. Krauss bietet eine gute Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes der Klimaforschung und eine gute Grundlage, um die Physik hinter der Klimakrise besser zu verstehen. Für Menschen mit starken Nerven, die sich einen Vorgeschmack von einer Welt machen möchten, in der wir die Klimaziele verfehlt haben werden, empfehle ich Die unbewohnbare Erde von David Wallace-Wells.
Lützi bleibt!
In the face of the climate crisis, it is easy to fall into a state of helplessness and to underestimate our own ability to act. But fortunately there are people who keep reminding us that things can be done differently and that another world is indeed possible.